Vergessenes Land
Ein dreiteiliger Ballettabend in der Semperoper von George Balanchine, Jiri Kylian und William Forsythe mit Musik von Georges Bizet, Benjamin Britten und Gavin Bryars
Nichts erschien Jiří Kylián schrecklicher, als in Vergessenheit zu geraten – sei es als Mensch, als Moment oder als Gefühl. 1981 choreografierte er deshalb „Vergessenes Land“, eine Hommage an verloren gegangene Länder, Liebende und Zeiten. Inspiration zu diesem Werk soll ein Bild Edvard Munchs gewesen sein, das eine einsame Küste zeigt: menschliches Land, das vom Meer überspült wird… „Vergessenes Land“ verleiht dieser Produktion des Semperoper Ballett seinen Titel und bildet gleichzeitig den nicht nur thematischen Mittelpunkt des Dreiteilers. Umrahmt wird es von zwei weiteren wegbreitenden Choreografien des modernen Tanzes: George Balanchines „Symphony in C“ und William Forsythes „Quintett“. 1947 unter dem Titel „Der Kristallpalast“ uraufgeführt, resultiert „Symphony in C“ aus der Verbindung des damaligen Ballettmeisters Balanchine und der von Georges Bizet im Alter von 17 Jahren komponierten gleichnamigen Symphonie. Es ist ein Perfektionsanspruch an den Tanz wie das Leben - und eine der technisch herausforderndsten Arbeiten des Neoklassikers. Dagegen bietet das den Abend beschließende „Quintett“ einen ungewöhnlich privaten Einblick in das Leben seines Schöpfers: Gleichsam als letzten Liebensbrief kreierte Forsythe das Werk 1993 für seine sterbende Frau. Anstatt zu einem Trauergesang geriet es jedoch zu einer Feier des Lebens. Denn bis zuletzt überwog das „Verlangen zu leben“ seiner Frau dem „Trauma ihres Sterbens“.