Fidelio und das Ende der DDR : Die Sächsischen Staatstheater erinnern an die Ereignisse des Oktober 1989 in Dresden
30 Jahre Friedliche Revolution – Festaufführung „Fidelio“ am 11. Oktober 2019 in der Semperoper
Am 07. Oktober 1989, dem 40. Gründungstag der DDR, feierte Beethovens Oper „Fidelio“ in der Inszenierung von Christine Mielitz ihre Premiere in der Semperoper. Die versammelten Honoratioren sahen einen Gefängnishof der Gegenwart auf der Bühne, getrennt vom Zuschauerraum durch einen portalbreiten Maschendraht. Doch die Feierlichkeiten zum diesem Staatsjubiläum wurden bereits von ganz anderen Ereignissen überschattet. Von Prag aus rollten am 03. Oktober 1989 die Züge mit den Menschen, die über die Prager Botschaft der BRD in den Westen ausreisen wollten, durch Dresden. Tausende von Menschen versammelten sich am Dresdner Hauptbahnhof und sprangen auf die Züge, um die DDR zu verlassen. Straßenschlachten und Zusammenstöße mit der Staatsmacht führten zu einer Welle von Protesten, die nicht mehr enden wollten. Diese dramatischen Tage haben viele Einwohner Dresdens miterlebt und keiner konnte zu diesem Zeitpunkt absehen, dass bereits wenige Wochen später die Mauer fallen würde.
Die Aufführung in der Semperoper war zum damaligen Zeitpunkt mehr als nur Theater mit Bezug zur Gegenwart, sie war unmittelbar ein Teil des politischen Wandels und Stellungsbezug in einer Umbruchsituation, deren Ausgang sich damals keiner vorstellen konnte.
Den 30. Jahrestag der Ereignisse von 1989 nimmt auch die Semperoper zum Anlass, für die Gegenwart die Frage nach der politischen Bedeutung zu stellen. – Wo stehen die Demokratie und die selbst erkämpfte Freiheit heute? Die „Fidelio“- Inszenierung von 1989 ist bis heute Teil des Repertoires der Semperoper und wird am 11. Oktober 2019 als Festaufführung zu erleben sein. Sie ist Teil der Veranstaltungsreihe »30 Jahre Friedliche Revolution« der Sächsischen Staatstheater vom 3. bis zum 13. Oktober 2019.
Die Sächsische Staatskapelle unter der Leitung von John Fiore wird als Auftakt Ludwig van Beethovens – Leonoren-Ouvertüre Nr. 2 op.72a spielen. Im Anschluss erfolgt die Begrüßung des Intendanten, Peter Teiler, gefolgt von der Festrede des Bundespräsidenten a.D., Joachim Gauck.
Den Florestan singt der seit langem der Semperoper eng verbundene Klaus Florian Vogt und Elena Pankratova ist in der Titelpartie, der Leonore, zu erleben.
Worum geht es in Beethovens einziger Oper „Fidelio“, die nicht umsonst zu den „Befreiungsopern“ zählt?
Leonore schleicht sich als Gehilfe des Kerkermeisters unter dem Namen Fidelio, »der Treue«, ins Gefängnis ein, in dem ihr Geliebter Florestan widerrechtlich gefangen gehalten wird. Vergeblich versucht sie ihm zu helfen. Gleichzeitig befiehlt Gouverneur Don Pizarro Florestans Hinrichtung. Während sie bereits sein Grab gräbt, ringt Leonore noch um seine Rettung.
Beethoven kleidet Leonores Treue zu Florestan, das Bangen um seine Befreiung, das Streben nach Gerechtigkeit und die Forderung nach Selbstverwirklichung in eine Musik, die das anfänglich Singspielartige rasch hinter sich lässt und sich auf eine neue Ebene des Innigen und Heroischen erhebt.
Beethovens einzige Oper ist seit der Uraufführung 1805 bis heute als Revolutionsoper, als Protest gegen Tyrannei oder politische Willkür sowie als Plädoyer für die Verfechtung persönlicher Freiheit aktuell geblieben.
„Fidelio“, direkt in den Wochen vor dem Mauerfall inszeniert, war den damaligen politischen Ereignissen einen Schritt voraus und wurde gleichzeitig von ihnen überholt. Mittlerweile ist die Produktion in der Regie von Christine Mielitz längst zur Kultinszenierung geworden.
Beitragssfoto: compact tours.
Um die Bühnendekoration zu stabilisieren, wurden oftmals auf der Deko – Rückseite alte Zeitungen aus dem realsozialistischen Alltag aufgeklebt.